29. September – Von Gonder nach Debark, nahe dem Simien Gebirge

Am Morgen haben wir uns von Christina und Daniel verabschiedet, die mit dem Flugzeug nach Mekele aufbrechen.

Dann kommt auch unser Fahrer und es geht los, Richtung Norden, nach Debark. Die Strecke steigt nach etwa 40 km nicht steil, aber stetig an, wir erreichen irgendwann 2950 m. Dann geht es auf einer Hochebene mal rauf und mal runter.

Die Straße wird ab und zu unterbrochen von kleineren Dörfern, manchmal ist der Samstags-Markt in vollem Gange, aber überall gehen Menschen an der Landstraße entlang ihrem Ziel entgegen – mit dem charakteristischen Stock über den Schultern und eingehängten Armen.

Die allermeisten Häuser sind in traditioneller Bauweise errichtet: Ein Geviert von stärkeren Hölzern wird mit schlanken Stangen (von Eulalyptusbäumen) ausgefüllt. Dann werden die Wände nach und nach mit einem Gemisch aus Stroh und Lehm oder einfach Matsch ausgefüllt und häufig zum Schluss mit Kuhdung bestrichen. Doch viele Behausungen sind über die Verkleidung mit Stangen noch nicht herausgekommen. Dach und Eingangstür besteht inzwischen meist aus Wellblech.

Die Landschaft wandelt sich, es ist eine wunderschöne Hochebene, überall blühen gelbe Blumen, die man auch überall in den Ortschaften sieht – es müssen Verbenen und eine Königskerzenart sein.

Schließlich erreichen wir die Stadt Debark. Ein Ort mit vielleicht 50 000 Einwohnern. Wir steuern die Wolya Lodge an. Ein Äthiopier mit italienischem „Migrationshintergrund“ betreibt dort seit einem Jahr eine kleine Unterkunft. Die Zimmer sind sehr einfach, zwei Betten, ein Stuhl. Unser Gastgeber berichtet, dass er die Lodge im September vergangenen Jahres übernommen habe. Er hat schon einiges gemacht – aber es noch viel nötig! Jedenfalls beschließen wir, dort zu bleiben, denn es ist sauber, der Gastgeber ist freundlich und es besteht keine Notwendigkeit, in die – wahrscheinlich überteuerte – Simien Lodge zu gehen, die für ein Doppelzimmer 210 USD haben will.

Dann fahren wir zum Park-Headquarter. Es ist noch geschlossen und der Fahrer Haile schlägt vor, einen traditionellen Kaffee zu nehmen. Wir setzen uns in die Runde und gleich spricht uns einer der jungen Männer um uns herum auf Deutsch an. Wir fragen nach, woher er so gut deutsch spricht. Er habe drei Monate einen Kursus besucht. Dafür spricht er wirklich gut. Es stellt sich heraus – er ist Guide und ,eins gibt das andere – er macht uns ein Angebot für zwei einhalb Tage – er will 225 Euro für alles (er als Führer, den Scout, das ist ein bewaffneter Begleiter, der bei Parkbesuchen obligatorisch ist, und den Parkeintritt). Das ist schon wirklich sehr teuer! Nach einigem hin und her begleitet er uns zum Park-Hauptquartier, das mittlerweile wieder geöffnet hat. Er zeigt auf einem Diorama, wo man wandern kann. Annette besonders beharrt darauf, dass 225 viel zu viel sei. Schließlich geht er auf 140 runter – und nachdem wir beschließen, dass das für zweieinhalb Tage immer noch viel zu viel sei, einigen wir uns auf 100 Euro oder 3200 Birr für zwei Tage.
Gesche, der Guide, bezahlt mit unserem Geld den Parkeintritt und den Scout für zwei Tage. Die Quittung behält er, er müsse den Scout noch besorgen und bringe sie dann am Morgen mit.

Annette ist empört über den hohen Preis. Und tatsächlich – auch der äthiopische Gastgeber der Lodge meint, dass die 2050 Birr für 2 Tage Guide völlig überzogen seien. 500 Birr für einen Guide – das sei immer der Preis gewesen.

Wir beschließen, noch einmal zurück zu fahren und den Wucher nicht mit uns machen zu lassen. Der Gastgeber gibt uns seinen Angestellten mit, der uns unterstützen soll. Als wir nochmal beim Park-Büro auftauchen, kommt Gesche schon gelaufen. Er gibt die Quittung heraus, verteidigt seinen Preis nochmals, er müsse auch Steuern zahlen.

Im Park-Büro treffen wir einen Mann von der Guides-Assoziation. Er sagt, der offizielle Preis sei 550 Birr und er werde uns einen guten, englisch-sprechenden Guide schicken.

Wir fahren wieder zurück – und tatsächlich kommt wenig später ein junger Mann, sehr freundlich, mit dem wir den morgigen Tag besprechen.

Nun ist es aber heute in jedem Falle nichts mit der geplanten, ersten Wanderung. Statt dessen gehen wir mit dem Angestellten der Lodge einkaufen – und machen einen schönen Umweg über die kleine Anhöhe über der Lodge.

Hier wird es übrigens ziemlich kalt abends. Wir sitzen in dem einfachen Restaurant und haben uns dick eingepackt.

Morgen wollen wir eine lange Wanderung im Simien-Gebirge machen.